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Industry on Campus und Gründungsförderung

Im zehnten Strategieworkshop der Forschungscampi ging es um das Industry on Campus-Modell und Gründungsförderung. Am Standort des Forschungscampus Digital Photonic Production (DPP) in Aachen haben sich die Teilnehmenden im September 2024 über ihre Erfahrungen und Erwartungen ausgetauscht.

Die Forschungscampi betonten mit Blick auf das Industry on Campus-Modell die Bedeutung und die Vorteile, die gerade das Arbeiten und Forschen unter einem gemeinsamen Dach ihnen bietet. Denn ein zentraler Bestandteil des Industry on Campus-Modells ist ein gemeinsames Gebäude, das sich die Partner teilen und in dem sie sich auch physisch treffen. An einem aktiven zielgerichteten Netzwerk, der Bereitstellung von Wissen über Firmengrenzen hinweg, der ehrlichen Bedarfsanalyse und Entwicklung einer gemeinsamen Roadmap wollen sie festhalten; diese haben sich als gewinnbringend bewährt. Die Forschungscampi bescheinigen damit wesentlichen bereits umgesetzten und teils auch der Initiative „Forschungscampus“ impliziten Maßnahmen ihre Wirkung.

Um weiterhin erfolgreich sein zu können, wollen die Forschungscampi unter anderem die (lokale) Politik einbinden. Damit griffen sie einen Punkt auf, der bereits in den Keynote von Professorin Ellen Enkel vom Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Mobilität der Universität Duisburg-Essen und Co-Vorsitzenden der Jury „Forschungscampus“ zur Sprache kam. Enkel warb dafür, bestehende Netzwerke weiter zu öffnen. Dazu gehöre unbedingt auch politische Entscheidungsträger einzubinden. Dass die Netzwerke der Forschungscampi die Politik zumindest mit im Blick haben, bescheinigte ihnen der zweite Keynote-Sprecher. Dr. Tim Pfeiffer ist Mitbegründer des Start-ups RAYDIAX und hat aus Perspektive der Gründer berichtet. In der Gründungsphase habe die – auch politische – Sichtbarkeit und Unterstützung des Forschungscampus STIMULATE ihm und seinen Mitgründern geholfen, das Unternehmen aufzubauen.

Die Teilnehmenden der Arbeitsgruppe Gründungsförderung sehen neben der einzigartigen Forschungsinfrastruktur, die die Forschungscampi bieten, auch das Netzwerk und damit potenzielle Vorbilder als Vorteil der Initiative Forschungscampus für werdende Start-ups. Als wichtig für die Unternehmensgründung empfinden sie außerdem speziell auf Gründer ausgelegte existierende Förderprogramme (EXIST). Perspektivisch wollen die Forschungscampi an einer möglichen Vernetzung von Gründungswilligen und dem Angebot spezieller betriebswirtschaftlichen Coaches arbeiten oder Entrepreneurship-Hubs aus Hochschulen oder Städten einbinden. Dass Gründern aus dem wissenschaftlichen Bereich die unternehmerische Expertise erst einmal noch fehle, hat Pfeiffer in seinem Bericht bestätigt. Es sei etwas grundlegend anderes, Drittmittel für die Forschung zu beantragen als um Venture-Capital zu werben. „Das hat lange gedauert, bis wir hier die richtige Sprache gesprochen haben“, so Pfeiffer.  
Für Gründungsteams empfehlen die Forschungscampi der Arbeitsgruppe ein möglichst diverses Team. Hier nahmen sie Bezug zu dem von Enkel in ihrer Keynote vorgestellten Konzept der kognitiven Distanz an. Es betont die Bedeutung von Diversität in Teams. Damit alle möglichst viel voneinander profitieren, sollten sie aus möglichst unterschiedlichen Kontexten kommen. Das Konzept geht davon aus, dass es eine ideale Distanz gibt, bei der sich die Teilnehmenden gerade noch verstehen und gleichzeitig möglichst viel Andersartigkeit einbringen können. In einer solchen Konstellation, sei die Wahrscheinlichkeit dafür, dass wirkliche Innovationen entstehen, groß, berichtete Enkel. Ein Punkt, der nicht nur für Start-ups, sondern auch für jeden Forschungscampus wichtig ist.

Beide Inhalte des diesjährigen Workshops, das Industry on Campus-Modell und die Gründungsförderung, bedürfen nach Überzeugung der Forschungscampi steter Aufmerksamkeit und Weiterentwicklung. Dieser Herausforderung wollen sich die neun Forschungscampi gerade mit Blick auf die Verstetigung stellen.