STIMULATE

Forschungscampus STIMULATE

Am Forschungscampus STIMULATE, angesiedelt in Magdeburg, arbeiten interdisziplinäre Teams aus Klinik, Industrie und Wissenschaft Hand in Hand. Sie erforschen und entwickeln hochinnovative Methoden für die bildgeführte minimalinvasive Medizin, um damit die Therapie von Krebs, kardiologischen und neurologischen Erkrankungen zu verbessern.

Symbolbild für eine Tumorbehandlung im MRT
Symbolische Darstellung einer Tumorbehandlung im MRT: Eine Radiologin überwacht am Bildschirm die Hitzebehandlung durch die Ablationsnadel im Thorax-Phantom. So lässt sich der Eingriff präzise steuern. ©Thomas Gerlach, Forschungscampus STIMULATE

Was macht den Forschungscampus aus?

Ziel des medizintechnischen Forschungscampus STIMULATE ist es, für gesellschaftlich relevante Krankheitsbilder, neue patientenschonende und konkret benötigte Diagnose- und Therapieverfahren zu entwickeln. Im Forschungscampus definieren Medizinerinnen und Mediziner aus der Krankenversorgung heraus den konkreten Bedarf, woraufhin spezialisierte Medizintechnikerinnen und -techniker passgenaue Lösungsansätze erforschen und anfertigen. Medizinerinnen und Mediziner testen die entwickelten Methoden und integrieren sie anschließend in die Patientenbehandlung.

Den Forschungscampus STIMULATE charakterisiert das Netzwerk aus Akademia und Wirtschaft sowie die stark interdisziplinären Teams aus Medizin, Medizintechnik, Ingenieur-, Natur-, Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaften, die gemeinsam unter einem Dach forschen, entwickeln und herstellen. In die Projekte wird der wissenschaftliche Nachwuchs aus den eigenen, sehr erfolgreichen Medizintechnik-Studiengängen frühzeitig integriert.

Das „Dach“ des Forschungscampus STIMULATE stellt das in 2020 sanierte und auf dem neusten Stand der Technik ausgestattete alte Speichergebäude inmitten des Magdeburger Wissenschaftshafens dar. Gemeinsam nutzen die wissenschaftlichen und industriellen Partner die hervorragende Infrastruktur an bildgebenden Großgeräten (Angiographie, CT, MRT) sowie die weiteren Labore für Robotik, KI, Virtual Reality, Usability, Elektronik, 3D-Druck und Coworking-Spaces zur Entwicklung der Medizintechnik von morgen.

Die zentrale Vision aller Partner ist die Entwicklung des Wissenschaftshafens zu einem Hightech-Ökosystem, in dem die Medizintechnik in Forschung und Wirtschaft eng zusammenarbeitet und sich gegenseitig befruchtet.

Worauf liegt der inhaltliche Schwerpunkt des Forschungscampus?

Der Forschungscampus STIMULATE fokussiert mit der Entwicklung und Optimierung von minimalinvasiven bildgeführten Therapien auf die Hightech-Branche der Medizintechnik. Dabei steht die Behandlung von Volksleiden wie Krebs und Gefäßerkrankungen (z.B. Schlaganfall, zerebrale Aneurysmen) im Mittelpunkt. Im onkologischen Bereich strebt der Forschungscampus STIMULATE einen Perspektivwechsel an: Die Forschenden wollen die bisher rein als palliativ eingesetzte Therapie – mit dem Fokus auf der Linderung von Leiden – zu einer kurativen Methode – mit dem Schwerpunkt auf Heilung – transformieren. Die Optimierungen betreffen dabei jede Stelle des klinischen Verlaufs: die KI-gestützte Planung und Therapieassistenz, die Weiterentwicklung der Bildgebung (Angiographie, CT, MRT, Ultraschall), die Erforschung neuer und anwendungsoptimierter OP-Werkzeuge sowie die Entwicklung von Monitoringverfahren, um den OP-Ablauf zu verfolgen und individuell anzupassen.

Weitere Hintergrundinformationen

Die geförderten Projekte schafften in der ersten Förderphase eine Grundlage für die inhaltliche Weiterentwicklung im Forschungscampus STIMULATE. Dabei fokussierte sich der Forschungscampus STIMULATE auf palliative Therapien der Krebsbehandlung – was bedeutet, dass der Forschungsschwerpunkt darauf lag, das Tumorwachstum beispielsweise vorübergehend aufzuhalten und die Lebenszeit zu verlängern. Darüber hinaus wurden bereits erfolgreiche Projektergebnisse in die Anwendung überführt: weltweit erste Mikrowellenablation unter MR-Führung, Technologiebereitstellung eines One-Stop-Shops beim Schlaganfall, Risikoabschätzung für Ruptur (Riss) bei zerebralen Aneurysmen sind nur einige wenige Ergebnisse, von welchen das Gesundheitssystem profitieren kann. Zudem führte die erste Förderphase dazu, dass der interdisziplinäre Wissenserwerb zwischen Industrie, Klinik und Hochschule sowie die Entstehung von Kooperationen ausgeweitet wurde. Des Weiteren flossen und fließen die Projekterkenntnisse der ersten Förderphase kontinuierlich in den aufgebauten Bachelorstudiengang für Medizintechnik sowie in Ausgründungen zur Entwicklung und zum Vertrieb medizintechnischer Großgeräte (CT, MRT) ein.

Nach der Fokussierung auf den palliativen Einsatz der bildgeführten Therapien bei der Krebsbehandlung in der ersten Förderphase, strebte der Forschungscampus STIMULATE in der zweiten Förderphase die Transformation dieser Verfahren zu kurativen Therapien an. Die kurative Krebstherapie zielt auf die Heilung von Krebs in erster Linie durch die Zerstörung und Beseitigung aller Krebszellen ab. Dazu war die Entwicklung von neuartigen Verfahren zum Therapiemonitoring von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus integrierte der Forschungscampus STIMULATE in der zweiten Förderphase den neuen inhaltlichen Schwerpunkt des sogenannten Immunoprofilings, um die Reaktion des Immunsystems auf die ablative (Verfahren, mit denen Tumor durch Hitze oder Kälte zerstört werden) Tumorzerstörung zu analysieren und damit die Therapie zu optimieren. Neben der Unterstützung von Ansiedlungen und Ausgründungen schufen die Projekte die Grundlage für die Umsetzung des langfristig strategischen Ziels der Partner des Forschungscampus STIMULATE – die Etablierung eines medizintechnischen Wissenschafts- und Innovationszentrums im Wissenschaftshafen Magdeburg. Hierzu wurde 2023 das vom BMFTR geförderte TransferRaum-Vorhaben transPORT gestartet. Über innovative Formate zum Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft entsteht im Wissenschaftshafen Magdeburg in direkter Umgebung und unter Einbindung des Forschungscampus STIMULATE das medizintechnische Ökosystem. Dabei steht nebenWissenschaft und Wirtschaft auch das Wohnen und Wohlfühlen auf der Basis eines „4-W“-Konzepts im Fokus.

In der dritten Förderphase verfolgt der Forschungscampus STIMULATE zwei komplementäre Ziele: Zum einen forciert der Forschungscampus unter dem Leitmotiv STIMULATE goes Clinic der Transfer zentraler Forschungsergebnisse in die klinische Anwendung. Hierbei steht die Erforschung und prä-klinische Validierung workflowoptimierter Ablationsverfahren (wie Verödung durch Hitze oder Kälte) unter Einbeziehung dedizierter bildgebender Großgeräte, welche die Partner bzw. aus dem Forschungscampus hervorgegangene Start-ups entwickeln, im Vordergrund. Zum anderen stärkt der Forschungscampus STIMULATE mit strategisch angelegter Vorlaufforschung (Grundlagenforschung mit Fokus auf industrielle oder komerzielle Anwendungsbereiche) seine wissenschaftliche Anschlussfähigkeit über die Förderlaufzeit hinaus. Neue Themenfelder wie transvenöse Interventionen und MRT-gestützte Gallenwegsinterventionen adressieren bislang unterversorgte klinische Bedarfe und eröffnen neue Perspektiven für zukünftige Forschung und Translation. Dieser duale Ansatz stellt sicher, dass der Forschungscampus STIMULATE sowohl unmittelbare Anwendungseffekte als auch langfristige Innovationsimpulse generiert.

Für die Verstetigung schafft der Forschungscampus parallel zur inhaltlichen Weiterentwicklung eine zukunftsfähige Organisationsstruktur, die sowohl Forschung und Lehre als auch wirtschaftsnahe Aktivitäten nachhaltig sichert. Die drei Hauptpartner – Otto-von-Guericke-Universität (OVGU) Magdeburg, Siemens Healthineers und der STIMULATE-Verein – bleiben in dieser Struktur eng eingebunden. An der OVGU wird zusätzlich eine eigenständige Hochschulstruktureinheit „STIMULATE“ aufgebaut, in der akademische Forschung und Lehre dauerhaft institutionell verankert sind. Ergänzend entsteht mit der STIMULATE gGmbH eine gemeinnützige Gesellschaft, die sich auf Auftragsforschung, FuE-Kooperationsprojekte, Transfer, Dienstleistungen und Weiterbildung konzentriert. Die STIMULATE gGmbH fungiert zugleich als Dachstruktur des Forschungscampus und übernimmt eine zentrale Multiplikatorenrolle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Sie bündelt Partnerinteressen, fördert Synergien und sichert mit ihrem auf die Partner abgestimmten Leistungsportfolio die langfristige Innovations- und Transferfähigkeit des Forschungscampus STIMULATE. Mit dieser differenzierten und zugleich integrierten Struktur legt der Forschungscampus STIMULATE das Fundament für ein dauerhaft tragfähiges Medizintechnik-Ökosystem am Standort Magdeburg – mit klaren Schnittstellen zwischen Klinik, Wissenschaft und Wirtschaft in einer Partnerschaft auf Augenhöhe.

Die vom BMFTR-geförderten Projekte schaffen Möglichkeiten für die Öffnung weiterer wirtschaftlicher Tätigkeiten der Industriepartner und Drittmitteleinwerbungen über die gesamte Wertschöpfungskette: von Grundlagenforschung (DFG-Projekte wie GEPART, GUFI, SCALE), über anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung (ZIM-Netzwerk INSTANT und GamKI-Med, VIP+, Industrie in Klinik, EU I3), bis zu Transferprojekten (ego.-Inkubator, EXIST-Forschungstransfer, EU Interreg) und dem bereits erwähnten BMFTR-Transferprojekt transPORT. Zudem ist der Forschungscampus STIMULATE in der Nachwuchsförderung (Etablierung Studiengänge), Ausbildung (Graduiertenschule MEMoRIAL), Weiterbildung (Industrie-Schulungen, Zertifikatslehrgang Hybrid-OP-Techniker) und im Personaltransfer aktiv.

Der Forschungscampus STIMULATE etablierte den Bachelorstudiengang „Medizintechnik“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sowie erfolgreiche und nachgefragte Weiterbildungsformate für die Industrie. Inzwischen bündelt der Forschungscampus STIMULATE die Expertise von über 30 Partnern. 2020 bezog der Forschungscampus STIMULATE sein neues, Gebäude im Magdeburger Wissenschaftshafen.

Besondere Erfolge kann der Forschungscampus im Bereich der Ausgründungen vermelden, die die erzielten Forschungsergebnisse in Produkte und schließlich auch in die Klinik überführen. So konnten die Start-ups Neoscan Solutions GmbH und Raydiax GmbH, die eigenständig innovative bildgebende Systeme (MRT, CT) entwickeln, bereits weltweite Aufmerksamkeit auf sich lenken. Mit diesen Unternehmungen und dem Start-up mediMESH GmbH sowie zwei weiteren, die aktuell ihre Gründungen vorbereiten, hat der Forschungscampus STIMULATE bereits sichtbare Meilensteine in Bezug auf die Entwicklung des MedTech- Ökosystemes erreicht. Darüber hinaus konnte in enger Kooperation mit dem Universitätsklinikum Magdeburg der neue Schwerpunkt zur medizinischen Robotik aufgebaut werden, in dessen Zuge sich das Robotik-Unternehmen BEC-Medical am Forschungscampus angesiedelt hat.

Schließlich konnte der Forschungscampus STIMULATE Partnerschaften mit „luminary sites“, wie beispielsweise der Harvard Medical School, dem Technion in Israel und dem Max Delbrück Zentrum Berlin aufbauen und vertraglich schließen.

Die Förderinitiative „Forschungscampus“ leistet einen Beitrag zur weiteren Umsetzung der Etablierung einer offenen Innovations- und Wagniskultur. Die neun Forschungscampi fördern mit dem implementierten Konzept „Forschen unter einem Dach“ eine neue, offene Innovationskultur, welche die Entstehung von Innovationen und Transferprozessen fördert. Jeder Forschungscampus hat diese Form der Zusammenarbeit auf seine eigene Art und Weise umgesetzt. Somit tragen die Forschungscampi individuell, auch abhängig von der jeweiligen inhaltlichen Ausrichtung, dazu bei, dass aus Spitzenforschung schnell innovative Produkte und Geschäftsideen entstehen.

Die beteiligten Unternehmen, Klinken und Forschungseinrichtungen des Forschungscampus STIMULATE bilden ein starkes und wachsendes internationales Netzwerk in der Medizintechnik. Der Forschungscampus STIMULATE ist aktiv in die Bekämpfung von Krebs involviert, indem er erfolgreich Wissen und technologische Ergebnisse aus der Grundlagen- und Anwendungsforschung in Medizinprodukte sowie klinische Verfahren transferiert. Erlangte Projektergebnisse stellten bereits Weichen für wirtschaftliche Effekte wie Ansiedelungen, Ausgründungen und Wachstum von Unternehmen. Mit der aktiven Nachwuchsförderung bildet der Forschungscampus zudem Fachkräfte aus, was der Strukturschwäche der Region entgegenwirkt.

Die Forschungscampi