Forschungscampus FEN: Kreativ mit Methode

Innovationen sind in der Regel nicht planbar, aber sie können mit bestimmten Maßnahmen gefördert werden. Die Struktur des Industry-on-Campus Modells „Forschungscampus“ bietet Rahmenbedingungen, die dies ermöglichen und von denen auch der Forschungscampus „Flexible Elektrische Netze“ profitiert

©FEN

Das Ziel des Forschungscampus „Flexible Elektrische Netze“ ist es, flexible elektrische Netze zu erforschen und so die zukünftige Energieversorgung mit einem hohen Anteil an dezentralen und erneuerbaren Energiequellen sicherzustellen. Das ist ambitioniert und komplex, berührt ein zentrales und zeitlich mehr als dringliches Problem auf nationaler und globaler Ebene.

Ein Problem, das niemand alleine lösen kann, kein Unternehmen, keine Forschung, keine einzelne Profession. Es bedarf unterstützender Elemente zur Ideenfindung. Aber auch die sind natürlich kein Garant für Kreativität. Im Forschungscampus FEN arbeiten Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, Junge und Ältere, sie haben verschiedene fachliche Ausbildungen, kommen aus der Wissenschaft und aus der Industrie. Heterogenität ist ein wichtiger Baustein für die Kreativität und die Innovationsfähigkeit im Forschungscampus FEN.

Die Arbeit in transdisziplinären und interdisziplinären Teams fördert die Kreativität und schafft Raum für Innovation. Was sagt die Stadtplanerin zu den Ideen der Ingenieurinnen, was die DC-Kabelführung angeht? Worauf macht der Soziologe aufmerksam, wenn es um die Standorte von DC-gesteuerten Anlagen geht? Zwar ist der Weg zu Ergebnissen länger als im fach-disziplinären Ansatz, denn es braucht Zeit, bis die unterschiedlichen Fachrichtungen eine neue, gemeinsame Sprache entwickelt und in einen neuen, kreativen und innovativen Kontext gestellt haben. Aber es lohnt sich, sie zu investieren. Die Ergebnisse sind systemischer, umfassender und tragfähiger.

Dazu trägt auch der Einsatz von Kreativitätsmethoden bei. Da es heute vielfältige Methoden zur Ideenfindung in Gruppen gibt, wählen sich die Teams und Projektgruppen situativ die für sie passende Methode aus. Auf Augenhöhe forschen im Forschungscampus FEN aktuell 15 Partner aus der Industrie und 15 Institute der RWTH Aachen an den Fragestellungen des Forschungscampus. Das heißt konkret, dass alle Partner dieselben Rechte und Pflichten haben. Die Gremien sind paritätisch besetzt und die Aufnahme neuer Partner erfolgt einstimmig. Dabei ist nicht entscheidend, ob jemand aus einem international agierenden Industrieunternehmen, einem kleinen Unternehmen oder einem Forschungsinstitut kommt. In den Projekten wird gleichberechtigt gearbeitet. Wichtige Rahmenbedingungen, die das kreative Miteinander substantiell fördern.

Drei Jahre Pandemie haben Spuren hinterlassen in der Art und Weise der Zusammenarbeit. Unter einem Dach – was bedeutet das heute? Ist eine Zoom-Konferenz ein gemeinsames Dach? Kann so Kreativität und Innovation entstehen? Hier ist auch der Forschungscampus FEN noch auf der Suche. Was gelingt, was geht verloren? Was bringt die verstärkte virtuelle Zusammenarbeit? Eines lässt sich aber jetzt schon festhalten: Das lockere Beisammenstehen an der Kaffeemaschine oder der Wettstreit beim Pausenkickern als Quellen der Inspiration sind virtuell nur schwer umzusetzen.

So kreativitätsfördernd ein Konzept ist, bei dem alle unter einem Dach arbeiten, so sehr bedarf auch dieses Konzept des Impulses von außen bzw. bedarf es des „außer Haus“ Gehens. Sich austauschen mit Dritten, z.B. auf Konferenzen und in gemeinsamen Veranstaltungen. Auch in die berufliche und akademische Ausbildung müssen die Erkenntnisse einfließen. Es ist essenziell, Wissen zu teilen. Das ist die Basis für kollektive Innovation, ein Schritt zum Denken out of the box.

Und der Output? Es seien einige Beispiele genannt: ein 7 MW / 5 kV DC-DC-Wandler, ein 5 MVA Mittelfrequenz-Transformator von Schaffner/AQ und ein zweiter Platz von FEN-Mitgliedern beim BMBF Science Slam. Im wissenschaftlichen Teil des Forschungscampus sind bisher 31 Dissertationen und über 300 internationale Paper entstanden, die in Hochschulrankings sehr gut bewertet wurden. Die hohe Innovationsstärke des Forschungscampus FEN wurde auch unlängst von den internationalen IEEE Power Electronics Society (PELS) gewürdigt. Bei dem PELS Strategiemeeting 2022 wurde ein Beitrag von Prof. De Doncker zum Thema Leistungselektronik und Energienetze der Zukunft, welches die Forschungsthemen und die Vision von FEN darstellt, mit dem Best Poster Award ausgezeichnet. Als Highlight der Forschung kann das Medium-Voltage Direct Current (MVDC) Campus Grid angesehen werden, das die Grundlage für eine umfassende Pilot-Nutzung der DC-Technologie darstellt.

Die exemplarisch genannten Ergebnisse des Forschungscampus Flexible Elektrische Netze zeigen, wie unterstützend die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Initiative der Forschungscampus ist, wenn es um Kreativität und Innovation geht: Sie ermöglicht gute Rahmenbedingungen für Schwarmintelligenz.

Weitere Meldungen